Samira Boujamil, Fachspezialistin für Nachhaltigkeit bei der AKB, knüpft in ihrer Freizeit leidenschaftlich gerne Makramees. Das Thema der Nachhaltigkeit integriert sie dabei auch in ihr Hobby.
Auf dem Holztisch in Samira Boujamils Küche steht eine grosse, dunkelgrüne Rolle Garn. Vier gleichlange Stücke davon hat sie abgemessen und so an einem Metallring befestigt, dass acht identische Garnfäden vor ihr auf dem Tisch liegen. Jetzt beginnt das Knüpfen. Mit geschickten Fingerbewegungen schlauft Samira Boujamil die Fäden zu kleinen Knoten. Zuerst von links nach rechts. Dann von rechts nach links. Es erinnert ein wenig ans Flechten eines Zopfs. Die Bewegungen sind fliessend, ein Knoten reiht sich an den nächsten. Ab und zu hält Samira Boujamil kurz inne und zählt die Knoten. Schliesslich soll das Muster für den Schlüsselanhänger symmetrisch sein.
Der Knoten, den Samira Boujamil für ihren Schlüsselanhänger einsetzt, ist der sogenannte Rippenknoten. Das ist einer der Grundknoten in der Kunst des Makramee, einer Knüpftechnik aus dem Orient, mit der verschiedenste Dekorationen, Schmuck und Textilien hergestellt werden können. Die Jahrtausende alte Tradition des Makramee kam im Mittelalter mit den Kreuzrittern nach Europa.
Noch heute werden diese Knoten genutzt. Das hat Samira Boujamil, die bei der Aargauischen Kantonalbank als Fachspezialistin für Nachhaltigkeit arbeitet, per Zufall entdeckt. Seit einigen Jahren unterstützt sie im Sommer jeweils für eine Woche ein Meeresschutzprojekt in Italien, bei dem sie viel Zeit auf einem Segelschiff verbringt. «Als ich die Crew bei der Arbeit beobachtete, realisierte ich, dass sie teilweise auch den Rippenknoten verwenden», erzählt sie lachend.
Zur Kunst des Makramee fand Samira Boujamil vor gut zwei Jahren. Sie hatte sich in jenem Sommer den Fuss gebrochen und war zum «Rumsitzen» verdonnert. «Mir wurde schnell langweilig und so suchte ich im Bastelzentrum nach einer kreativen Beschäftigung, die ich ohne körperliche Bewegung machen kann», blickt sie zurück. Im Bastelzentrum entdeckte sie ein Makramee und probierte die Knüpftechnik zuhause gleich aus. «Es hat mich richtig geflasht», erinnert sie sich.
Und so begann sich Samira Boujamil richtig mit den Makramees zu beschäftigen. Mit Hilfe eines Buches erlernte sie die verschiedenen Grundtechniken und begann, erste kleine Kreationen herzustellen. Schlüsselanhänger, Untersetzer, Handyketten und Brillenbänder. «Makramee zu knüpfen, ist für mich die perfekte Abwechslung zum Arbeitstag im Büro. Ich mache etwas Kreatives mit meinen Händen, das ich nach meinem Geschmack gestalten kann. Und am Ende halte ich erst noch ein fertiges Produkt in den Händen.»
Wenn Samira Boujamil Makramees knüpft, dann taucht sie in ihre eigene Welt ab. Als «meditativ» und «entspannend» beschreibt sie diesen Zustand, wenn sie sich voll und ganz aufs Knüpfen einlässt. Ihre Makramees knüpft sie zuhause. In ihrem Büro, am Küchentisch oder bei schönem Wetter auf dem Balkon. Alles, was sie dafür braucht, sind ein Stuhl und ein Tisch. Einzig für die Blumenampeln – die hängenden Blumentöpfe – arbeitet sie stehend. Meist hört sie beim Knüpfen Musik. Auf Spotify hat sie dafür extra eine Entspannungsplaylist.
In ihre Makramees integriert Samira Boujamil auch immer wieder Ringe und Perlen. Nicht aus Plastik, sondern aus Holz. Schliesslich legt sie nicht nur bei ihrer Arbeit für die AKB, sondern auch bei ihren Makramees Wert auf Nachhaltigkeit. «Ich verwende oft auch alte Konfigläser oder Wasserflaschen, die ich mit meinen Makramees upcycle. So entstehen dann zum Beispiel Windlichter oder Vasen», erklärt Samira Boujamil. Und auch das Garn, das übrigbleibt, wird wenn möglich für kleinere Projekte weiterverwendet oder – wenn es gar nicht anders geht – als Füllmaterial für Kissen oder Ähnliches benutzt.
Ihre Makramees knüpft Samira Boujamil in erster Linie als Geschenke für Freunde und Familie. Hin und wieder stellt sie aber auch Produkte auf Bestellung her oder verkauft diese über einen kleinen Online-Shop und auf regionalen Märkten. Ein richtiges Business soll daraus aber nicht werden. «Ich habe mal mit dem Gedanken gespielt, aber ich habe mich dagegen entschieden. Ich möchte meine Makramees dann machen, wenn ich Lust dazu habe und nicht, weil ich wegen einer Bestellung unter Druck stehe. Denn durch den Druck würde das Meditative verloren gehen. Das möchte ich nicht.»
Für die Zukunft hat sich Samira Boujamil aber dennoch Ziele gesetzt. Zwei grössere Makramee-Projekte möchte sie gerne angehen: eine Hängematte und Sandalen im Boho-Stil. «Die Schuhe sind technisch eine grosse Herausforderung, weil verschiedene Materialien benötigt werden, die Sandalen passen und am Ende identisch aussehen sollten. Und die Hängematte wäre das klar umfangreichste Makramee, das ich bis jetzt gemacht habe», erklärt sie den Reiz. Die Ideen und Projekte gehen Samira Boujamil also definitiv nicht aus.