Luca Flückiger, Kundenberater bei der AKB Zofingen, gehört zu den besten Faustballspielern der Schweiz. Um sein Potenzial voll auszuschöpfen, scheut er keine Aufwände.
Wenn Luca Flückiger aus dem Fenster seiner Wohnung blickt, sieht er direkt auf eine grosse grüne Wiese. Nicht irgendeine Wiese. Die Wiese, auf der beim STV Vordemwald Faustball gespielt wird. Hier hat Luca Flückiger als kleiner Knirps seinem Vater beim Faustballspielen zugeschaut. Hier hat er selbst seine ersten Bälle geschlagen. Und hier hat er davon geträumt, dereinst mit der ersten Mannschaft des STV Vordemwald in die Nationalliga A aufzusteigen. Zum ersten Mal überhaupt in der Vereinsgeschichte.
Das ist mittlerweile mehr als zwanzig Jahre her. Aber auch heute ist Luca Flückiger noch immer eng verbunden mit dem STV Vordemwald. Seine Schwester ist Vereinspräsidentin. Sein Bruder spielt in der ersten Mannschaft. Er selbst kümmert sich im Vorstand ums Marketing des Vereins. Nur eine Sache hat sich geändert: Auf der Wiese direkt vor seiner Wohnung trainiert Luca Flückiger kaum mehr. Seit 2018 spielt der mittlerweile 31-Jährige für den Thurgauer Verein Wigoltingen. «Es war ein sehr schwieriger Entscheid für mich, den Verein zu wechseln», sagt Luca Flückiger.
Um den Wechsel zu verstehen, muss man Luca Flückiger und seine Leidenschaft für den Faustballsport besser kennen. Seinen grossen Traum von der Nationalliga A mit dem STV Vordemwald hatte er sich bereits im Alter von 18 Jahren erfüllen können. 2011 schaffte er mit seinen Kollegen den erstmaligen Aufstieg in die höchste Spielklasse. Fünf Saisons konnten sie sich in der Folge in der Nationalliga A halten – ohne allerdings jemals den Sprung ins Mittelfeld zu schaffen. Abstiegskampf lautete die Devise jedes Jahr.
Dennoch schaffte es Luca Flückiger, sich mit seinen Leistungen in den Dunstkreis der Schweizer Nationalmannschaft zu spielen. Mehrmals wurde er aber kurz vor der finalen Selektion für ein grosses internationales Turnier aus dem Kader gestrichen. Das hing unter anderem auch damit zusammen, dass er mit Vordemwald in der heimischen Meisterschaft nie an der Spitze mitmischen und sich damit auch nicht entsprechend präsentieren konnte. Als Vordemwald in der Saison 2017 den Abstieg nicht mehr verhindern konnte, stand Luca Flückiger am Scheideweg. «Soll ich meine persönlichen Ambitionen im Faustballsport zu Gunsten meines Stammvereins aufgeben und in der Nationalliga B spielen – oder soll ich den Wechsel wagen, um mein volles Potenzial auszuschöpfen und zu schauen, wie weit ich es im Faustballsport wirklich bringen kann?», fragte sich Luca Flückiger.
Er entschied sich für das Risiko, für den Wechsel nach Wigoltingen. Und damit auch für einen deutlich grösseren Aufwand. Zwei Mal pro Woche fährt Luca Flückiger von seinem Arbeitsort, der AKB-Geschäftsstelle in Zofingen, wo er als Kundenberater im Private Banking tätig ist, nach Wigoltingen ins Training. 120 Kilometer pro Weg. Rund 90 Minuten Fahrzeit mit Verkehr, etwas weniger ohne. «Es ist eigentlich schon verrückt, dass ich so viele Kilometer zurücklege und so viel Zeit und Geld investiere, damit ich in Wigoltingen Faustball spielen kann, obwohl ich das auch direkt vor meiner Haustüre tun könnte. Aber ich habe den Entscheid nie bereut und ich habe noch immer unglaublich viel Spass daran», sagt Luca Flückiger.
Nicht nur der Spass gibt ihm recht. Auch der Erfolg. Mit Wigoltingen hat Luca Flückiger drei Meistertitel und zwei Cupsiege feiern können. Zudem hat er mit der Schweizer Nationalmannschaft an Europameisterschaften, World Games und einer Weltmeisterschaft teilgenommen. Vier Medaillen hat er dabei mit der Nati gewonnen.
Eine davon hat einen ganz besonderen Stellenwert für Luca Flückiger. Die Silbermedaille an den World Games 2022 in Birmingham (USA). «Ich habe sehr viel investiert, um an diesem Turnier dabei zu sein. Ein halbes Jahr habe ich praktisch jeden Tag trainiert. Ich durfte sogar mein Pensum bei der AKB etwas reduzieren und war daher super in Form», erzählt Luca Flückiger. Vor der Abreise war seine Rolle in der Nati klar definiert: Joker und Ergänzungsspieler. Eine Rolle, die Luca Flückiger aus früheren Jahren bestens kannte. Eine Rolle, die ihn aber nicht stört. Im Gegenteil. «Ich bin Teamplayer. Der Zusammenhalt und der Teamgeist sind für mich das Wichtigste und Faszinierendste am Faustballsport. Ich freue mich über gelungene Aktionen meiner Teamkollegen noch mehr als über meine eigenen.»
An den World Games brauchte es Luca Flückiger aber vor allem auf dem Spielfeld. Die vorgesehenen Stammkräfte in der Abwehr kamen nicht auf Touren. Und so war es Luca Flückiger, der im Halbfinal gegen Brasilien und im Final gegen das übermächtige Team aus Deutschland auf dem Spielfeld stand und gross aufspielte. «Vor dem Turnier hatte uns niemand zugetraut, dass wir diese Silbermedaille holen. Das macht den Erfolg umso schöner. Genau für solche Momente liebe ich den Faustballsport. Dafür bin ich bereit, den riesigen Aufwand auf mich zu nehmen. Auch wenn ich weiss, dass ich mit Faustball nie einen Rappen verdienen, sondern immer drauflegen werde.»
Und so ist auch Luca Flückigers Antwort auf die Frage nach seiner Faszination für den Faustballsport irgendwie logisch: «Es sind die guten Freundschaften, die auf und neben dem Spielfeld entstehen. Das Gesellige ist entscheidend für mich. Nur deshalb investiere ich so viele Abende, Wochenenden und Ferientage. Der Faustballsport und all die Leute, die ich dadurch kennengelernt habe, geben mir unglaublich viel zurück.»