Samuel König, Fachspezialist Bau bei der AKB, restauriert in der Freizeit in seiner Garage mit viel Leidenschaft und Ausdauer Oldtimer. Das nötige Know-how und das handwerkliche Geschick hat er sich selbst beigebracht.
«Triumph Service» steht auf dem kleinen wappenförmigen Schild, das direkt neben dem weissen Garagentor hängt. Samuel König drückt auf den Türöffner, das Tor fährt automatisch hoch und gibt den Blick frei auf den Triumph TR6. Ein Cabriolet im klassisch dunkelgrünen «British Racing Green» des legendären Autoherstellers Triumph aus England, der 1984 Konkurs ging. Mit diesem Auto hat Samuel Königs Leidenschaft für das Restaurieren von Oldtimern vor mehr als 30 Jahren begonnen.
1989 war es, als er mit seiner damaligen Freundin und heutigen Frau Karin und einem Kollegen drei Monate durch Amerika reiste. Von New York über San Diego nach Seattle und wieder zurück. Unterwegs hielten die drei Ausschau nach einem Auto – genauer nach einem Opel GT, den Samuel König unbedingt kaufen wollte. «Doch wir fanden keinen», erinnert sich der heute 56-Jährige, der ohne Auto aus den USA zurückkehrte.
Ein paar Wochen später schickte ihm sein Kollege, der noch immer in Amerika weilte, einige Fotos von einem Auto, das er entdeckt hatte. Kein Opel GT, sondern ein Triumph TR6. Obwohl Samuel König noch nie am Steuer eines solchen Modells gesessen war, entschied er sich spontan, das Auto für 2400 Dollar zu kaufen. «Der frühere Besitzer wollte das Fahrzeug restaurieren, doch ihm ging mitten in der Arbeit das Geld aus.» Samuel König liess sich also einen komplett zerlegten Triumph TR6 in die Schweiz liefern, den er nur von Fotos kannte. Sein Ziel: Den Sportwagen zu restaurieren und wieder fahrtüchtig zu machen.
Ein ambitioniertes Ziel. Denn der gelernte Schreiner aus Erlinsbach hatte bis dato keinerlei Erfahrung im Restaurieren von Autos. «Ich habe als Jugendlicher an meinem Töffli rumgeschraubt, mehr aber nicht», erzählt er. Entsprechend harzig war der Beginn. Erstes Problem: Um an einem britischen Auto zu arbeiten, braucht man Werkzeug in der Masseinheit «Zoll». Etwas, das in der Schweiz nicht so einfach zu finden ist. Zweites Problem: Ohne Internet eine Anleitung auftreiben, wie man einen Triumph TR6 zusammenbauen kann. Drittes Problem: Ersatzteile beschaffen – ebenfalls ohne Internet.
Samuel König liess sich von diesen Problemen aber nicht aufhalten. Er organisierte das «Zoll»-Werkzeug. Über einen Kontakt, den er in einem Autofachmagazin fand, trieb er eine, wie er erzählt, «völlig überteuerte Schwarz-Weiss-Version eines Handbuchs des Triumph TR6» auf. Und mit dem Faxgerät eines Kollegen bestellte er direkt in England die Ersatzteile. Das Know-how und die handwerklichen Kenntnisse eignete er sich selbstständig an.
Drei Jahre später – nach 1500 Arbeitsstunden, unzähligen Nachtschichten in der Garage und 30 000 investierten Franken für Werkzeug und Ersatzteile – war der Triumph TR6 fertig. Pünktlich zur Hochzeit mit Karin am 11. September 1993. «Wir fuhren gemeinsam im Triumph TR6 zur Kapelle in Erlinsbach, wo wir geheiratet haben – das war ein sehr schöner Moment», erzählt Samuel König.
Mit einem restaurierten Oldtimer war aber nicht Schluss. Mittlerweile stehen in der Garage vor dem Haus der Familie König in Erlinsbach fünf Oldtimer. Vier sind komplett fertig restauriert. Neben dem Triumph TR6 sind es ein Triumph TR 3B, ein Triumph Spitfire, den Samuel König gemeinsam mit seinem Sohn wieder fahrtüchtig gemacht hat, und ein BMW 1802 – auf Wunsch seiner Frau endlich mal kein Cabriolet. Die grosse Garage bietet noch Platz für ein weiteres Fahrzeug. Auch dieses ist bereits in Erlinsbach eingetroffen. Mehrmals pro Woche schraubt Samuel König aktuell an einem weiteren Cabriolet-Sportwagen aus der Triumph-Serie. Diesmal ein Triumph TR5, von dem es weltweit nur 2500 Stück gibt. Motor, Getriebe und Karosserie sind bereits fertig. Jetzt steht der Innenausbau auf dem Programm.
An den Wänden der Garage sind bis unter die Decke Regale angebracht. Die Tablare sind alle gefüllt mit Werkzeugen und Ersatzteilen – viele davon fein säuberlich sortiert und in alten «Café Giger»-Konservendosen aufbewahrt. Samuel König arbeitet zumeist abends an seinen Fahrzeugen. Und das fast immer alleine. Bewusst. «Dann kann ich richtig abschalten. Bei der Arbeit in der Garage ist ein ganz anderes Denken gefragt als im Büro. Das entspannt mich», erklärt er.
Es gibt aber auch Tage, an denen es in der Garage nicht läuft. «Manchmal komme ich überhaupt nicht voran. Dann höre ich gleich wieder auf. Schliesslich soll die Arbeit in der Garage in erster Linie Spass machen. Ich investiere ja letztlich meine Freizeit», sagt Samuel König lachend. Und das sorgte bei seiner Frau in den letzten Jahren nicht immer für Begeisterung. «Vor allem beim ersten Oldtimer, den ich restaurierte, verbrachte ich oft ganze Abende und Nächte in der Garage. Das gab dann die eine oder andere Diskussion», erinnert sich Samuel König.
Heute investiert er ganz bewusst nicht mehr gleich viel Zeit in sein grosses Hobby. Doch Aufhören kommt für ihn vorerst nicht infrage. Zuerst muss der Triumph TR5 fertig werden. Und dann träumt Samuel König davon, irgendeinmal einen Austin Healey – ebenfalls ein legendärer britischer Sportwagen – zu restaurieren.