Baden hat seit vier Jahren ein Jugendparlament, das jungen Menschen eine Stimme gibt. Mittendrin der 15-jährige Ruben Brönnimann, der mit seinem Engagement im Kleinen Grosses bewegen will und sich eine Karriere als Politiker vorstellen kann.
Es ist Sitzung des Vorstands des Jugendparlaments Baden. Die Runde ist kleiner als üblich. Der Termin kurz vor den Sportferien passt nicht allen Mitgliedern. Robin, Fabio und Ruben sitzen am runden Tisch im Jugendraum des Schulhauses Burghalde und besprechen das Jahresprogramm 2025. Es geht um den Flohmarkt, den sie organisieren wollen. Um die Jugendsession im Herbst. Um Termine für zwei Beiratssitzungen. Und um die Mitgliederversammlung, die für den sechsten September 2025 anberaumt ist. «Dann findet aber auch erstmals das Jugendfestival All in Baden statt», gibt Stefanie Santos zu bedenken. Sie ist Mitarbeiterin der Abteilung Gesellschaft des Kompetenzbereichs Kinder und Jugend und für die Begleitung des Jugendparlaments zuständig. Bei den Sitzungen ist sie fast immer mit dabei und unterstützt die Jugendlichen wenn nötig.
«Das All in ist ein Festival von Jugendlichen für Jugendliche», erklärt Fabio. «Ich helfe bei der Organisation mit.» «Cool, könnten wir da mit dem Jugendparlament Baden einen Stand machen oder so?», fragt Ruben. «Ja, das wäre super. Sie suchen sowieso noch Leute, die mitorganisieren», antwortet Fabio. «Ich hätte mega gerne geholfen, aber ich bin dann im Austausch in Italien», sagt Robin. «Aber während des Austauschs musst du dich dann online zu den Sitzungen des Jugendparlaments dazuschalten – das erwarten wir schon», meint Ruben lachend. Man einigt sich darauf, an der Sitzung im Februar, wenn wieder mehr Mitglieder des Vorstands dabei sind, zu entscheiden, in welcher Form das Jugendparlament Baden am All-in-Festival auftreten soll.
Seit 2021 gibt es das Jugendparlament Baden. Lanciert wurde es im Zuge der Bewerbung der Stadt Baden um das UNICEF Label «Kinder- und familienfreundliche Stadt». Teilnehmen können Jugendliche im Alter zwischen 12 und 25 Jahren, die in der Region wohnen. Nationalität, Parteizugehörigkeit, Religion und Geschlecht spielen keine Rolle. Wer mitmachen will, darf dabei sein. «Unser Ziel ist es, den Jugendlichen eine Stimme zu geben und sie auf diesem informellen Weg politisch zu bilden. Sie sollen mitdiskutieren und sich aktiv in die Gesellschaft einbringen», führt Stefanie Santos aus.
Die insgesamt acht Vorstandsmitglieder des Jugendparlaments in Baden treffen sich regelmässig alle zwei bis drei Wochen für eine Sitzung. Die Themen bringen die Vorstandsmitglieder ein. Mal sind es eigene Ideen. Mal solche von Kolleginnen und Kollegen. Mal solche, die an der jährlich stattfindenden Jugendsession in Baden auftauchen. Das Spektrum ist gross. Es geht von möglichen Anpassungen der Busverbindungen an die Stundenpläne über Mental Health bis hin zur Beleuchtung der öffentlichen Plätze in der Stadt Baden oder der Entwicklung des städtischen Freizeitangebots. «Wir bereiten diese Themen vor und übergeben jeweils nach der Jugendsession die ausformulierten Anliegen dem Stadtrat. Wenn einer unserer Vorschläge realisiert wird, werden wir bei der Umsetzung involviert. So wie beispielsweise beim Outdoor-Trainingsplatz gleich da drüben», sagt Ruben Brönnimann und zeigt mit der Hand aus dem Fenster des Jugendraums.
Ruben ist 15 Jahre alt, wohnt in Baden und ist seit gut zwei Jahren Mitglied des Vorstands des Jugendparlaments Baden. Er ist für die Gewinnung neuer Mitglieder zuständig und dafür, «das Vereinsgefühl zu stärken», wie er sagt. Dafür hat er im letzten Jahr beispielsweise einen Weihnachtsbrunch organisiert. Ruben hat sich schon früh für Politik interessiert. «Mit etwa zwölf habe ich erstmals die Wahlplakate bewusst wahrgenommen und meine Eltern gefragt, worum es da geht», erzählt er. Kurz darauf gabs in der Schule eine Wahl für den Vorsitz des Klassenrats. Ruben hat kandidiert und sich mächtig ins Zeug gelegt. «Ich habe eine Rede geschrieben, mit anderen Schülerinnen und Schülern gesprochen und sie gefragt, ob sie für mich abstimmen würden. Das war fast schon ein Wahlkampf.» Gewählt wurde Ruben nicht, aber sein Interesse an der Politik war endgültig geweckt.
Kurz darauf meldete er sich als Vertretung seiner Klasse für die Jugendsession und nahm schon bald erstmals an einer Sitzung des Jugendparlaments Baden teil. «Ich weiss noch, dass ich zu den Diskussionen am Anfang kaum etwas beitragen konnte, weil alle älter waren als ich und besser Bescheid wussten. Aber ich fands mega interessant und das Jugendparlament war für mich etwas Glamouröses und Krasses», erinnert er sich lachend. «Es machte damals wie heute sehr viel Spass, dabei zu sein. Unsere Welt ist gerade etwas crazy mit Klimakrise und Kriegen. Das sind natürlich Probleme, die wir im Jugendparlament nicht lösen können, aber wir versuchen, im Kleinen Grosses zu bewirken.» Ruben kann sich durchaus vorstellen, später eine politische Laufbahn einzuschlagen. «Andere Kinder wollen Anwalt oder Arzt werden. Ich kann mir dagegen vorstellen, Politiker zu werden», sagt Ruben, der seit wenigen Monaten auch im Vorstand der Jungen Grünen Aargau sitzt. «Ich finde aber auch, dass man eine gewisse Lebens- und Berufserfahrung braucht, bevor man Politiker wird. Deshalb möchte ich nach der Schule sicher erstmal studieren und arbeiten. Die Politik interessiert mich aber schon sehr und deshalb engagiere ich mich sehr gerne im Jugendparlament Baden.»